Full Ratchet

Blick in die Zukunft: Wie Technologie das Recht verändert
Risiken beim Hosting von personenbezogenen Daten auf US-Cloudservern
Haftung aus Art. 82 DSGVO bei Versand von gefälschter Rechnung!
Erstellung von Verträgen mit Facemodellen und Stimmenmodellen: Ein Leitfaden für die Gaming-Industrie
Nachhaltige Vertragsgestaltung für Grüne Startups: Rechtliche Aspekte
iStock 1405433207 scaled
SmallLogo

Videoreihe: Über mich

Gegendarstellungsrecht auf Social Media: Unterschiede und Vergleich zum Presserecht
Juristische Aspekte der Strategieplanung für Influencer-Agenturen
Transfer of Funds Regulation (ToFR
Wettbewerbsrecht
Games-Publishing Verträge – einmal in Kurz
E-Rechnungspflicht ab 2025: BMF konkretisiert Vorgaben
shutterstock 1889907112 scaled
EuGH soll entscheiden, ob Verbraucherschützer Datenschutz abmahnen dürfen
Dienstvertrag und Vergütungsanspruch: Warum “schlechte Arbeit” nicht zur Zahlungsverweigerung führt
Landgericht Frankfurt a.M weicht Influencer-Rechtsprechung auf
Freier Mitarbeiter – Gefahr des Bereicherungsanspruches des Auftraggebers bei Scheinselbstständigkeit
Wettbewerbsrecht
Haftung von Plattformbetreibern für rechtswidrige Nutzerinhalte

Full Ratchet

Kategorien

Auch verfügbar in:

Full Ratchet

Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Punkte
  • Full Ratchet ist ein Anti-Verwässerungsschutz, der Investoren bei niedrigeren Preisen in neuen Finanzierungsrunden schützt.
  • Diese Klausel führt zu extremer Verwässerung von Gründern und Mitarbeitern und erschwert die zukünftige Kapitalstruktur.
  • Die Beliebtheit von Full Ratchet nimmt ab, während mildere Lösungen wie Weighted Average Ratchet bevorzugt werden.

Full Ratchet ist eine Form des Anti-Verwässerungsschutzes, die in Venture Capital-Finanzierungen verwendet wird. Diese Klausel schützt Investoren vor Verwässerung ihrer Anteile, wenn das Unternehmen in einer späteren Finanzierungsrunde Aktien zu einem niedrigeren Preis ausgibt als in der vorherigen Runde.

Definition und Konzept:

Bei einer Full Ratchet-Klausel wird der Umwandlungspreis der Vorzugsaktien eines Investors automatisch auf den niedrigsten Preis angepasst, zu dem neue Aktien in einer nachfolgenden Finanzierungsrunde ausgegeben werden. Dies führt dazu, dass der Investor mehr Aktien für seine ursprüngliche Investition erhält, um seinen prozentualen Anteil am Unternehmen zu erhalten oder sogar zu erhöhen.

Funktionsweise:

Angenommen, ein Investor A kauft in Runde 1 Vorzugsaktien für 1 Million Euro zu 10 Euro pro Aktie (100.000 Aktien). In Runde 2 gibt das Unternehmen neue Aktien zu 5 Euro pro Aktie aus. Mit einer Full Ratchet-Klausel würde sich der Umwandlungspreis für Investor A auf 5 Euro pro Aktie anpassen, wodurch er nun Anspruch auf 200.000 Aktien hätte, ohne zusätzliches Kapital einzubringen.

Bedeutung für Startups und Investoren:

Für Investoren:
– Maximaler Schutz vor Verwässerung in Down Rounds
– Erhalt oder sogar Steigerung des prozentualen Unternehmensanteils
– Starke Verhandlungsposition in zukünftigen Finanzierungsrunden

Für Startups:
– Potenziell starke Verwässerung für Gründer und frühe Mitarbeiter
– Erschwerung zukünftiger Finanzierungsrunden durch komplexe Kapitalstruktur
– Mögliche Demotivation des Teams durch übermäßige Investorenbevorzugung

Varianten und verwandte Konzepte:

1. Partial Ratchet: Begrenzte Anpassung des Umwandlungspreises
2. Weighted Average Ratchet: Mildere Form der Anpassung, die die Größe der neuen Finanzierungsrunde berücksichtigt
3. Pay-to-Play: Verpflichtung der Investoren zur Teilnahme an zukünftigen Runden, um den Anti-Verwässerungsschutz zu behalten

Verhandlungspunkte:

1. Auslöseereignisse für die Ratchet-Anpassung
2. Zeitliche Begrenzung der Full Ratchet-Klausel
3. Ausnahmen für bestimmte Arten von Aktienausgaben (z.B. Mitarbeiteroptionen)
4. Begrenzung der Anpassung auf einen bestimmten Prozentsatz oder Betrag
5. Verknüpfung mit anderen Investorenschutzklauseln

Vor- und Nachteile:

Vorteile für Investoren:
– Maximaler Schutz vor Wertverlust der Investition
– Starke Hebelwirkung in zukünftigen Verhandlungen
– Potenzielle Überrendite bei erfolgreichen Exits

Nachteile für Startups:
– Extreme Verwässerung der Gründer und frühen Mitarbeiter möglich
– Abschreckende Wirkung auf neue Investoren
– Komplizierung der Kapitalstruktur und Erschwerung zukünftiger Finanzierungen

Markttrends und Entwicklungen:

1. Abnehmende Popularität: Full Ratchet wird in vielen Startup-Ökosystemen zunehmend kritisch gesehen
2. Präferenz für ausgewogenere Lösungen: Tendenz zu Weighted Average oder anderen milderen Formen des Anti-Verwässerungsschutzes
3. Branchenspezifische Unterschiede: In hochriskanten oder kapitalintensiven Sektoren bleibt Full Ratchet relevanter
4. Regionale Variationen: Unterschiedliche Akzeptanz in verschiedenen globalen Startup-Hubs

Rechtliche und finanzielle Aspekte:

– Sorgfältige Ausgestaltung in Investitionsverträgen und Satzung erforderlich
– Komplexe Berechnungen bei der Anpassung der Umwandlungspreise
– Mögliche steuerliche Implikationen bei der Ausgabe zusätzlicher Aktien
– Berücksichtigung von Offenlegungspflichten gegenüber anderen Investoren und Stakeholdern

Strategische Überlegungen für Startups:

1. Langfristige Auswirkungen: Analyse der potenziellen Szenarien und deren Einfluss auf die Kapitalstruktur
2. Verhandlungstaktik: Abwägung zwischen Akzeptanz von Full Ratchet und anderen Zugeständnissen
3. Alternative Schutzmaßnahmen: Exploration von Optionen wie Liquidationspräferenzen oder Dividendenrechten
4. Transparenz: Offene Kommunikation mit allen Stakeholdern über die Implikationen von Full Ratchet

Best Practices für Investoren:

1. Ausgewogener Ansatz: Berücksichtigung der langfristigen Beziehung zum Startup und anderen Investoren
2. Risikobewertung: Abwägung zwischen Schutz und potenzieller Überrendite
3. Flexibilität: Bereitschaft zur Neuverhandlung in späteren Runden, um das Unternehmenswachstum zu unterstützen
4. Due Diligence: Gründliche Prüfung, ob Full Ratchet für das spezifische Investment angemessen ist

Fazit:

Full Ratchet bietet Investoren den stärksten Anti-Verwässerungsschutz, kann aber gleichzeitig erhebliche negative Auswirkungen auf die Kapitalstruktur und die Dynamik eines Startups haben. Während es in bestimmten Hochrisiko-Szenarien gerechtfertigt sein kann, wird es in der Branche zunehmend kritisch betrachtet.

Für Startups ist es entscheidend, die potenziellen langfristigen Konsequenzen einer Full Ratchet-Klausel sorgfältig abzuwägen. Die extreme Verwässerung und die Komplexität, die sie in die Kapitalstruktur einbringt, können zukünftige Finanzierungen erschweren und die Motivation des Teams beeinträchtigen.

Investoren sollten bedenken, dass der kurzfristige Schutz durch Full Ratchet möglicherweise auf Kosten des langfristigen Unternehmenserfolgs und damit ihrer eigenen Rendite geht. Ein ausgewogenerer Ansatz, der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt, kann oft zu nachhaltigeren und erfolgreicheren Investments führen.

In einem sich weiterentwickelnden Startup-Ökosystem, das zunehmend Wert auf faire und nachhaltige Praktiken legt, werden alternative Formen des Investorenschutzes bevorzugt, die eine bessere Balance zwischen Risikoabsicherung und Wachstumsförderung bieten. Die Verwendung von Full Ratchet sollte daher sehr sorgfältig abgewogen und nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden.

 

Marian Härtel

Marian Härtel ist spezialisiert auf die Rechtsgebiete Wettbewerbsrecht, Urheberrecht und IT/IP Recht und hat seinen Schwerpunkt im Bereich Computerspiele, Esport, Marketing und Streamer/Influencer. Er betreut Startups im Aufbau, begleitet diese bei sämtlichen Rechtsproblemen und unterstützt sie im Business Development.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Willkommen zurück!

Loggen Sie sich unten in Ihr Konto ein

Ihr Passwort abrufen

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse ein, um Ihr Passwort zurückzusetzen.

Add New Playlist