Reverse Break-Up Fee

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Reverse Break-Up Fee

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Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Punkte
  • Reverse Break-Up Fees erhöhen die Verbindlichkeit des Käufers und verteilen das Risiko des Scheiterns zwischen Käufer und Verkäufer.
  • Sie erfordern rechtliche und regulatorische Überlegungen, um als angemessene Entschädigung und nicht als Strafe strukturiert zu werden.

Eine Reverse Break-Up Fee ist eine vertragliche Bestimmung in Fusionen und Übernahmen (M&A), bei der sich der Käufer verpflichtet, eine festgelegte Summe an den Verkäufer (Zielunternehmen) zu zahlen, falls die Transaktion unter bestimmten Umständen nicht zustande kommt. Im Gegensatz zur klassischen Break-Up Fee, die vom Verkäufer gezahlt wird, liegt hier die Zahlungsverpflichtung beim Käufer.

Hauptzwecke und Funktionen:

1. Risikoteilung: Verteilt das Risiko des Scheiterns der Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer.
2. Verbindlichkeit: Erhöht die Verbindlichkeit des Käufers gegenüber der Transaktion.
3. Kompensation: Entschädigt den Verkäufer für Opportunitätskosten und mögliche Reputationsschäden.
4. Finanzierungssicherheit: Bietet Anreize für den Käufer, die Finanzierung sicherzustellen.

Typische Auslöser für Reverse Break-Up Fees:

– Scheitern der Finanzierung auf Käuferseite
– Nichterreichen notwendiger behördlicher Genehmigungen (z.B. kartellrechtliche Freigaben)
– Wesentliche Verletzung der Zusicherungen und Gewährleistungen durch den Käufer
– Rücktritt des Käufers aus Gründen, die nicht im Einflussbereich des Verkäufers liegen

Struktur und Höhe:

– Üblicherweise als Prozentsatz des Transaktionswertes festgelegt
– Typische Spanne: 3% bis 10% des Transaktionswertes, kann in Einzelfällen höher sein
– Kann als Festbetrag oder gestaffelt definiert sein
– Oft höher als klassische Break-Up Fees, um das höhere Risiko für den Verkäufer zu reflektieren

Rechtliche und regulatorische Aspekte:

1. Durchsetzbarkeit: Muss als angemessene Liquidated Damages und nicht als Strafe strukturiert sein
2. Wettbewerbsrecht: Darf nicht als unzulässige Wettbewerbsbeschränkung wirken
3. Offenlegungspflichten: Bei börsennotierten Unternehmen können spezielle Berichtspflichten gelten
4. Verhältnismäßigkeit: Gerichte prüfen die Angemessenheit der Höhe im Verhältnis zum Transaktionswert

Vor- und Nachteile für den Käufer:

Vorteile:
– Kann bessere Verhandlungsposition in anderen Bereichen ermöglichen
– Signalisiert Ernsthaftigkeit und Zuversicht in die Transaktion
– Kann exklusive Verhandlungsrechte sichern

Nachteile:
– Finanzielle Belastung bei Nichtzustandekommen der Transaktion
– Erhöhter Druck, die Transaktion abzuschließen
– Mögliche negative Wahrnehmung durch eigene Aktionäre oder Finanzierungspartner

Vor- und Nachteile für den Verkäufer:

Vorteile:
– Schutz vor finanziellen Verlusten und Reputationsschäden bei Scheitern der Transaktion
– Erhöhte Sicherheit bezüglich der Ernsthaftigkeit des Käufers
– Kann als Verhandlungshebel für bessere Konditionen dienen

Nachteile:
– Kann potenzielle Käufer abschrecken
– Möglicherweise nicht ausreichend, um tatsächliche Schäden zu decken
– Risiko, dass der Käufer die Fee als “Ausstiegsoption” betrachtet

Verhandlungsstrategien:

1. Differenzierung: Anpassung der Fee-Höhe an verschiedene Auslöser oder Szenarien
2. Eskalation: Schrittweise Erhöhung der Fee im Laufe des Transaktionsprozesses
3. Verknüpfung mit Meilensteinen: Bindung der Fee an spezifische Transaktionsphasen
4. Kombination mit anderen Sicherheiten: Integration in ein umfassendes Sicherheitspaket
5. Reziprozität: Aushandlung gegenseitiger Break-Up Fees mit dem Verkäufer

Branchenspezifische Überlegungen:

– Private Equity: Oft höhere Fees aufgrund komplexerer Finanzierungsstrukturen
– Regulierte Industrien: Besondere Berücksichtigung behördlicher Genehmigungsrisiken
– Technologiesektor: Anpassung an schnelllebige Marktbedingungen und Innovationszyklen

Trends und Entwicklungen:

– Zunehmende Verwendung in verschiedenen Transaktionstypen, insbesondere bei großvolumigen Deals
– Stärkere Differenzierung der Fee-Strukturen je nach Risikoprofil der Transaktion
– Erhöhte Aufmerksamkeit von Aktionären und Regulierungsbehörden
– Integration in komplexere Deal-Protection-Mechanismen

Fallstudien und Präzedenzfälle:

– Analyse prominenter Fälle, in denen Reverse Break-Up Fees eine entscheidende Rolle spielten
– Untersuchung gerichtlicher Entscheidungen zur Durchsetzbarkeit und Angemessenheit
– Betrachtung von Fällen, in denen die Fee tatsächlich gezahlt wurde, und deren Auswirkungen

Steuerliche Implikationen:

– Behandlung der Fee als Einkommen oder Kapitalertrag beim Empfänger
– Abzugsfähigkeit für den Zahler
– Internationale steuerliche Aspekte bei grenzüberschreitenden Transaktionen

Dokumentation und Vertragsgestaltung:

– Präzise Definition der Auslöseereignisse und Zahlungsbedingungen
– Klare Abgrenzung zu anderen vertraglichen Bestimmungen und Entschädigungen
– Festlegung von Verfahren zur Streitbeilegung und Interpretation

Fazit:

Reverse Break-Up Fees sind ein komplexes, aber wertvolles Instrument in M&A-Transaktionen. Sie bieten eine Möglichkeit, Risiken ausgewogen zu verteilen und die Verbindlichkeit beider Parteien zu erhöhen. Ihre effektive Nutzung erfordert ein tiefes Verständnis der rechtlichen, finanziellen und strategischen Implikationen sowie eine sorgfältige Abstimmung auf die spezifischen Umstände der Transaktion. Während sie Schutz und Anreize bieten können, müssen sie im Kontext der Gesamttransaktion, der Marktbedingungen und der Risikobereitschaft beider Parteien betrachtet werden. Eine gut strukturierte Reverse Break-Up Fee kann dazu beitragen, Transaktionen zu stabilisieren und die Interessen aller Beteiligten in Einklang zu bringen.

 

Marian Härtel

Marian Härtel ist spezialisiert auf die Rechtsgebiete Wettbewerbsrecht, Urheberrecht und IT/IP Recht und hat seinen Schwerpunkt im Bereich Computerspiele, Esport, Marketing und Streamer/Influencer. Er betreut Startups im Aufbau, begleitet diese bei sämtlichen Rechtsproblemen und unterstützt sie im Business Development.

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