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Liquidationspräferenz

Eine Liquidationspräferenz ist eine vertragliche Regelung, die bestimmten Anteilseignern, meist Investoren, im Falle einer Liquidation oder eines Verkaufs des Unternehmens ein vorrangiges Recht auf einen Teil des Erlöses einräumt. Sie dient dazu, das Risiko der Investoren zu mindern und ihre Rendite zu sichern, indem sie sicherstellt, dass diese Investoren ihr eingesetztes Kapital ganz oder teilweise zurückerhalten, bevor die anderen Anteilseigner am Erlös beteiligt werden.

Arten von Liquidationspräferenzen

Es gibt verschiedene Arten von Liquidationspräferenzen, die in Finanzierungsverträgen vereinbart werden können:
1. Einfache Liquidationspräferenz (non-participating): Die bevorrechtigten Investoren erhalten zunächst ihre Investitionssumme zurück, bevor die anderen Anteilseigner am Erlös beteiligt werden. Danach nehmen sie nicht weiter an der Verteilung teil.
2. Mehrfache Liquidationspräferenz: Hier erhalten die bevorrechtigten Investoren ein Vielfaches ihrer Investitionssumme, z.B. das Zweifache, bevor die anderen Anteilseigner berücksichtigt werden.
3. Partizipierende Liquidationspräferenz (participating): Die bevorrechtigten Investoren erhalten zunächst ihre Investitionssumme und nehmen dann zusätzlich pro rata mit den anderen Anteilseignern an der Verteilung des restlichen Erlöses teil.

Rechtliche Einordnung in Deutschland

In Deutschland sind Liquidationspräferenzen grundsätzlich zulässig, unterliegen jedoch den Grenzen des Gesellschaftsrechts. Bei der Gestaltung von Liquidationspräferenzen ist darauf zu achten, dass diese nicht gegen zwingende gesetzliche Vorschriften oder die guten Sitten verstoßen. Sie werden häufig in Gesellschaftervereinbarungen oder Investitionsverträgen geregelt und können als Vorzugsrechte ausgestaltet werden, die mit bestimmten Anteilsklassen (z.B. Vorzugsaktien) verbunden sind.

Auswirkungen der Liquidationspräferenz

Liquidationspräferenzen können erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalstruktur eines Unternehmens haben. Gründer und frühe Mitarbeiter eines Startups können durch hohe Liquidationspräferenzen der Investoren in ihrer Beteiligung am Exit-Erlös benachteiligt werden. Es gilt daher, bei Verhandlungen über solche Klauseln eine Balance zu finden, die sowohl den Schutz der Investoren als auch die Interessen der Gründer und Mitarbeiter berücksichtigt. Die Liquidationspräferenz kann auch die Motivation von Mitgründern und Mitarbeitern beeinflussen, da sie in der Regel einen geringeren Anteil an den Auszahlungen im Falle eines Verkaufs oder einer Liquidation erhalten, abhängig von der Höhe der vereinbarten Liquidationspräferenzen.

Bei der Verhandlung von Investitionsverträgen sollten vor allem die Details der Liquidationspräferenz sorgfältig festgelegt werden, einschließlich der entsprechenden Ratios und Bedingungen. Es ist wichtig, dass sowohl die Gründer als auch die Investoren die potenziellen Auswirkungen in verschiedenen Szenarien analysieren, um zu verstehen, wie sich ein Liquidationsereignis auf ihre jeweiligen Anteile auswirken wird.

Fazit

Liquidationspräferenzen sind ein essentielles Instrument in der Startup-Finanzierung, da sie dazu dienen, die Interessen der Investoren zu schützen und diese zur Bereitstellung von Kapital zu ermutigen. Sie sind jedoch auch ein zweischneidiges Schwert, das sowohl die Gründer als auch die Mitarbeiter in ihrer Beteiligung am Erfolg des Unternehmens beeinträchtigen kann. Daher sollten alle beteiligten Parteien sorgfältig über die Gestaltung und die Risiken der Liquidationspräferenzen nachdenken, um eine faire und annehmbare Lösung zu finden.

 

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