Worum geht es?
Sowohl als Rechtsanwalt als auch als Unternehmensberater habe ich schon einige Esport-Teams gecoacht und Neugründungen geholfen, die ersten Schritte zu tun. Das Potenzial ist aktuell riesig, aber es gibt natürlich auch genug Risiken. Gerade weil es meiner Meinung nach immer mehr gilt, dass professionelle Esport Teams sich nicht mehr bootstrappen lassen, will ich paar Hinweise offenbaren, die immer wieder missachtet werden.
Aber Achtung. Meine Ausführungen beziehen sich auf professionelles Teams, mit denen die Gründer ausdrücklich Geld verdienen wollen und bei denen langfristig Vollzeitjobs vorhanden sind. Baut man ein Team als Hobby auf, sind meine Ausführungen kaum anzuwenden. Es sollten aber die Ausführungen in diesem Artikel beachtet werden. Meine Ausführungen betreffen auch keine traditionellen Vereine (e.V.) aus, egal ob gemeinnützig oder nicht.
Kapital ist wichtig
Zuerst ist anzumerken, dass ein Unternehmen im Esport heutzutage nur noch mithilfe von ausreichend Kapital aufgebaut werden kann. Das kann natürlich eigenes Geld sein, wobei wir nicht nur über wenige tausend Euro reden. Eigentlich sollte man sich jedoch um einen regulären Investor bemühen (ein paar Tipps dazu in diesem Artikel). Wichtig ist zu beachten, dass ein Sponsor in aller Regel kein Investor ist (wie ebenfalls in diesen Artikel erwähnt). Ein Investor sichert dabei die finanzielle Basis für die Unternehmensgründung, Gehälter, Spielervergütungen, ermöglicht die Erstellung von ordentlichen Verträgen und vieles weiteres. Nur mit einem Investor wird man Kontinuität in ein Esport-Unternehmen bringen können. Etwas, das den allermeisten Teams fehlt.
Die Strategieplanung
Hat man einen Investor akquiriert bzw. überzeugt, muss man spätestens jetzt mit diesem eine Strategie ausarbeiten, wie man Geld verdienen kann. Auch wenn es uncool erscheint, aber 100 Prozent der Investoren wollen auf absehbare Zeit ein Vielfaches des investierten Geldes zurück haben; entweder durch Rückzahlung eines Darlehens, durch Verkauf von Anteilen oder durch eine Kombination von diesen beiden Punkten. Den wenigstens Gründern ist dabei klar, dass die meisten Investoren mit der 10fachen Investmentsumme oder mehr rechnen, damit ein Unternehmen als Investmentobjekt überhaupt interessant ist. Die Haupteinnahmequelle ist dabei der Verkauf von Werbung und entsprechend groß muss der Fokus auf diesen Aspekt sein. Die Haupteinnahmequellen sind dabei aktuell Einnahmen aus Streamingtätigkeiten der Spieler und der Organisation, Einnahmen aus Brandvermarktung auf Events, in Streams und auf der Homepage bzw. in Social-Media-Kanälen und zu kleineren Anteilen reguläre Bannerwerbung. Ab einer gewissen Größe können auch sehr relevante Einnahmen aus Verkaufstätigkeiten generiert werden. Irrelevant, da vollständig unberechenbar, sind Einnahmen aus Turniergewinnen. Diese Einnahmen haben in einem seriösen und ausgeglichen Businessplan nichts zu suchen.
Social Media Reichweite ist die wichtigste Währung
Aufgrund der unter dem 2. Punkt genannten Einnahmequellen gibt es im Esport nur eine wichtige Währung für den Teamerfolg: Social-Media-Reichweite. Auch wenn die meisten Organisationen dies nicht hören wollen, aber ein gut funktionierendes Esport-Team ist im Prinzip vergleichbar mit einer Marketingagentur. Dinge wie Turniererfolge dürfen in aller Regel nur Mittel zum Zweck sein, um die gewünschte Reichweite auf Social Media zu erreichen. Das ist ein Umstand, der vielen Gründern im Esport sehr schwer klarzumachen ist. Vor allem Personen, für die Esport eine gewisse Leidenschaft ist. Gründer und Leiter von erfolgreichen Esport-Organisationen müssten als aller ersten lernen, dass eine professionelle Organisation nur dann erfolgreich sein kann, wenn das Management versteht, die Organisation als Job bzw. als Business zu verstehen. Das bedeutet nicht, dass es in einer professionellen Esport-Organisation keine Personen mit Leidenschaft für den Esport geben darf. Gerade die Manager einzelner Teams oder Esport-Titel müssen die Szene sehr gut kennen. In der Regel haben diese aber mit der operativen und finanziellen Leitung der Organisation nur sehr bedingt etwas zu tun.
Wie wichtig ist “sportlicher” Erfolg?
Zu Beginn der Gründung einer professionellen Esport-Organisation wird in der Regel viel zu viel Fokus auf den “sportlichen” Erfolg gelegt. Dieser ist jedoch nur sehr bedingt notwendig, denn finanzielle Vorteile aus “sportlichen” Erfolg sind nur sehr schwer berechenbar, wenn überhaupt vorhanden. Viel relevanter ist die oben genannte Social-Media-Reichweite, die bei erfolgreichen Teams aus einer Kombination von “sportlichen” Erfolg, Kooperation mit erfolgreichen Streamern, guter Communityarbeit und cleveren Social-Media-Marketing entsteht. Nutzt man hier die Erfahrung von Profis und zahlreicher Kniffe, kann man als Organisation in der ersten Zeit auch nur bedingt spielerisch erfolgreich sein, verdient am Ende jedoch mehr Geld, als diejenigen, die ein Turnier gewinnen, jedoch Dinge wie die Turnierteilnahme, Social-Media oder Sponsoren nicht schaffen zu monetarisieren. Beispiele hierfür gibt es genug, sowohl im Esport, aber vor allem auch in traditionellen Sportarten.
Professionelle Verträge sind wichtig
Natürlich, als Rechtsanwalt ist die Ausführung auch logisch, gehören zu einem professionellen Auftreten, auch professionelle Verträge und juristische Strukturen, wie Kapitalgesellschaften. Clever gestaltet, sind gute Verträge aus den verschiedensten Gründen nicht nur eine lästige Notwendigkeit, sondern der Grundstein für den eigenen unternehmerischen Erfolg.
Gerne weitere Fragen direkt an mich
Natürlich sind meine Ausführungen sehr kurz gehalten. Letzten Endes will ich an meinen Erfahrungen als Unternehmer und mit der Betreuung von Teams auch selber Geld verdienen. Zahlreiche Gespräche im Laufe dieses Jahres haben aber gezeigt, dass die oben dargestellten Informationen, im Grundsatz eine Erfolgsformel für Esport-Organisationen sind und Grundlage für den Umstand sind, dass erst wenige Jahre alte Neugründungen im Esport finanziell und – inzwischen – auch spielerisch, viel erfolgreicher sind, als Teams/Organisationen, die schon 10 oder mehr Jahre existieren. Vor allem Deutschland hat hier jedoch, gerade im Bewusstsein dafür, ein Unternehmer zu sein, noch massiven Nachholbedarf. Wer es jedoch schafft, etablierte Konzepte und Denkweisen aus anderen Geschäftszweigen auf den Esport anzuwenden, kann aktuell riesige Wachstumspotentiale nutzen. Das gilt für klassische Investoren, die verstanden haben, dass Esport mehr als nur eine Jugendbewegung ist und Gründer, die im Esport wirklich als Unternehmer erfolgreich sein wollen.
Für weitere Fragen stehe ich gerne bereit.