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Projektgesellschaften und SPVs im Startup-Bereich: Strukturierung, Vorteile und rechtliche Herausforderungen

12. Dezember 2024
in Sonstiges
Lesezeit: 5 Minuten Lesezeit
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Im Bereich von Startups und Venture-Capital-Investitionen sind Projektgesellschaften, auch bekannt als Special Purpose Vehicles (SPVs), ein bewährtes Instrument, um spezifische Projekte oder Geschäftsbereiche rechtlich und wirtschaftlich zu isolieren. Diese Strukturen ermöglichen es, Investitionen gezielt zu lenken, Risiken zu minimieren und die Interessen von Investoren sowie Gründern klar voneinander abzugrenzen. Doch welche Vorteile bieten SPVs konkret? Welche rechtlichen und steuerlichen Herausforderungen sind zu beachten? Und warum sind sie für Investoren besonders attraktiv?

Inhaltsverzeichnis Verbergen
1. Was sind Projektgesellschaften bzw. SPVs?
2. Warum werden Unternehmen auf diese Weise strukturiert?
2.1. Risikobegrenzung
2.2. Gezielte Beteiligungsmöglichkeiten
2.3. Steuerliche Optimierung
2.4. Transparenz und Struktur
3. Herausforderungen bei der Gründung von SPVs
3.1. Gründungskosten
3.2. Komplexität der Verwaltung
3.3. Regulatorische Anforderungen
4. Steuerliche Optimierung durch Organschaften
5. Warum sind SPVs für Investoren attraktiv?
5.1. Fokussierte Investments
5.2. Transparenz
5.3. Flexibilität bei der Exit-Strategie
5.4. Fazit: Projektgesellschaften als strategisches Instrumen
Wichtigste Punkte
  • Projektgesellschaften (SPVs) isolieren spezifische Projekte, minimieren wirtschaftliche Risiken und erleichtern die Investorenbeteiligung.
  • SPVs bieten gezielte Beteiligungsmöglichkeiten für Investoren, ohne Anteile am gesamten Unternehmen erwerben zu müssen.
  • Steuerliche Vorteile durch Organschaften ermöglichen den Ausgleich von Gewinnen und Verlusten innerhalb des Unternehmensverbunds.
  • SPVs schaffen Transparenz und klare Strukturen, erleichtern die Bewertung einzelner Projekte und unterstützen regulatorische Anforderungen.
  • Trotz Vorteile, Gründungskosten und Verwaltungsaufwand können Herausforderungen für kleine Startups darstellen.
  • Investoren schätzen SPVs für fokussierte Investments und mehr Flexibilität bei der Exit-Strategie.
  • Effiziente Planung und rechtliche Beratung sind entscheidend für die erfolgreiche Nutzung von SPVs im Startup-Kontext.

Dieser Beitrag beleuchtet die rechtliche und wirtschaftliche Relevanz von SPVs im Startup-Bereich, zeigt typische Problemstellungen auf und gibt einen Überblick über mögliche Lösungen – insbesondere im Hinblick auf steuerliche Optimierungen wie die Bildung einer Organschaft. Ziel ist es, Gründern und Investoren eine fundierte Grundlage für die Entscheidung zu bieten, ob und wie eine solche Struktur sinnvoll in ihre Unternehmensstrategie integriert werden kann.

Was sind Projektgesellschaften bzw. SPVs?

Projektgesellschaften oder Special Purpose Vehicles (SPVs) sind rechtlich eigenständige Gesellschaften, die speziell zur Durchführung eines bestimmten Projekts oder zur Verwaltung eines bestimmten Vermögenswerts gegründet werden. Im Startup-Kontext dienen sie häufig dazu, einzelne Geschäftsbereiche oder Projekte organisatorisch und finanziell vom Hauptunternehmen zu trennen. Dies ermöglicht eine klare Zuordnung von Risiken und Erträgen sowie eine gezielte Beteiligung von Investoren.

Beispiel:
Ein Technologie-Startup entwickelt eine neue Softwarelösung und gründet hierfür eine separate GmbH als SPV. Diese Gesellschaft wird ausschließlich für die Entwicklung, Vermarktung und Finanzierung der Software genutzt. Investoren können sich direkt an der SPV beteiligen, ohne Einfluss auf andere Geschäftsbereiche des Startups zu nehmen.

SPVs können in verschiedenen Rechtsformen gegründet werden, darunter GmbHs oder Limited Partnerships (LPs), je nach den spezifischen Anforderungen des Projekts und den rechtlichen Rahmenbedingungen des Landes. Diese Flexibilität ermöglicht es Startups, die optimale Struktur für ihre individuellen Bedürfnisse zu wählen.

 

Warum werden Unternehmen auf diese Weise strukturiert?

Die Gründung von SPVs bietet zahlreiche Vorteile – sowohl für Gründer als auch für Investoren:

Risikobegrenzung

Durch die Auslagerung eines Projekts in eine eigenständige Gesellschaft wird das wirtschaftliche Risiko auf diesen Teilbereich beschränkt. Sollte das Projekt scheitern, bleibt das Hauptunternehmen unberührt.

Beispiel:
Ein Startup im Bereich erneuerbare Energien gründet eine SPV für den Bau eines Windparks. Im Falle von Verzögerungen oder finanziellen Problemen ist das Mutterunternehmen nicht direkt haftbar.

Die Risikobegrenzung durch SPVs ist besonders wertvoll in Branchen mit hohen Unsicherheiten oder langen Entwicklungszyklen, wie etwa Biotechnologie oder Infrastrukturprojekte.

Gezielte Beteiligungsmöglichkeiten

Investoren können sich spezifisch an einem einzelnen Projekt oder Geschäftsbereich beteiligen, ohne Anteile am gesamten Unternehmen erwerben zu müssen. Dies erleichtert die Kapitalbeschaffung für innovative Projekte mit hohem Potenzial.

Beispiel:
Ein Venture-Capital-Fonds beteiligt sich über eine SPV an einem neuen Produkt eines Startups, da er das Marktpotenzial dieses Produkts als besonders vielversprechend einschätzt.

Diese Struktur ermöglicht es auch kleineren Investoren, sich an Projekten zu beteiligen, die sonst möglicherweise außerhalb ihrer Reichweite liegen würden.

Steuerliche Optimierung

SPVs können steuerliche Vorteile bieten, insbesondere wenn sie in eine steuerliche Organschaft eingebunden werden. Dadurch lassen sich Gewinne und Verluste innerhalb des Unternehmensverbunds ausgleichen.

Beispiel:
Ein Startup mit mehreren Tochtergesellschaften nutzt eine Organschaft, um Verluste aus einer SPV mit den Gewinnen der Muttergesellschaft zu verrechnen und so die Steuerlast zu reduzieren.

Darüber hinaus können SPVs genutzt werden, um von spezifischen steuerlichen Anreizen oder Förderprogrammen zu profitieren, die für bestimmte Branchen oder Projekte gelten.

Transparenz und Struktur

SPVs schaffen klare Strukturen für Investoren und erleichtern die Bewertung einzelner Projekte. Dies ist besonders bei komplexen Unternehmensmodellen ein entscheidender Vorteil.

Klare Strukturen helfen auch dabei, regulatorische Anforderungen besser zu erfüllen und den Überblick über finanzielle Verpflichtungen und Erträge zu behalten.

Herausforderungen bei der Gründung von SPVs

Trotz ihrer Vorteile bringen SPVs auch Herausforderungen mit sich:

Gründungskosten

Die Einrichtung einer SPV erfordert rechtliche Beratung sowie administrative Aufwendungen für die Gründung und laufende Verwaltung der Gesellschaft. Für kleinere Startups können diese Kosten eine Hürde darstellen.

Lösung:
Die Kosten können durch standardisierte Prozesse reduziert werden, etwa durch die Nutzung bewährter Vertragsmuster oder digitaler Tools zur Verwaltung der Gesellschaft.

Eine sorgfältige Planung der Gründungsphase kann helfen, unnötige Ausgaben zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle rechtlichen Anforderungen effizient erfüllt werden.

Komplexität der Verwaltung

Der Betrieb mehrerer rechtlicher Einheiten führt zwangsläufig zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand – insbesondere in Bezug auf Buchhaltung, Steuererklärungen und Compliance-Anforderungen.

Lösung:
Eine zentrale Verwaltung innerhalb einer Organschaft kann helfen, den Aufwand zu minimieren und Synergien zwischen den Gesellschaften zu nutzen.

Der Einsatz von spezialisierten Verwaltungsdienstleistern kann ebenfalls dazu beitragen, die Komplexität zu reduzieren und sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.

Regulatorische Anforderungen

Je nach Art des Projekts können zusätzliche regulatorische Anforderungen bestehen – etwa Prospektpflichten bei der Einwerbung von Kapital oder branchenspezifische Vorgaben.

Lösung:
Eine sorgfältige rechtliche Prüfung im Vorfeld der Gründung hilft, regulatorische Risiken frühzeitig zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Regelmäßige Compliance-Überprüfungen sind wichtig, um sicherzustellen, dass alle Aktivitäten der SPV im Einklang mit den geltenden Vorschriften stehen.

 

Steuerliche Optimierung durch Organschaften

Eine steuerliche Organschaft bietet Startups die Möglichkeit, Gewinne und Verluste zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften auszugleichen. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn einzelne SPVs in der Anfangsphase Verluste erwirtschaften, während andere Bereiche des Unternehmens bereits Gewinne erzielen.

Voraussetzungen für eine Organschaft:
– Es muss ein Gewinnabführungsvertrag zwischen der Muttergesellschaft (Organträger) und der Tochtergesellschaft (Organgesellschaft) bestehen.
– Die Organgesellschaft muss finanziell in das Unternehmen eingebunden sein.
– Der Gewinnabführungsvertrag muss mindestens fünf Jahre bestehen bleiben.

Beispiel:
Ein Startup mit mehreren SPVs nutzt eine Organschaft, um Verluste aus einem Forschungsprojekt mit den Gewinnen aus einem etablierten Produktbereich zu verrechnen. Dadurch wird die Steuerlast des gesamten Unternehmens reduziert.

Die Nutzung einer Organschaft kann auch dazu beitragen, die finanzielle Stabilität des gesamten Unternehmensverbunds zu erhöhen und flexibel auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren zu können.

 

Warum sind SPVs für Investoren attraktiv?

Für Investoren bieten SPVs mehrere entscheidende Vorteile:

Fokussierte Investments

Investoren können gezielt in Projekte investieren, die ihrem Risikoprofil entsprechen oder deren Potenzial sie als besonders vielversprechend einschätzen – ohne sich an anderen Bereichen des Unternehmens beteiligen zu müssen.

Beispiel:
Ein Investor beteiligt sich über eine SPV an einem neuen KI-Projekt eines Startups, da er diesen Bereich als zukunftsträchtig ansieht, während andere Geschäftsbereiche des Unternehmens außerhalb seines Interesses liegen.

Diese Möglichkeit zur Fokussierung macht es einfacher für Investoren, ihr Portfolio strategisch auszurichten und spezifische Marktchancen wahrzunehmen.

Transparenz

SPVs ermöglichen eine klare Trennung von Risiken und Erträgen einzelner Projekte. Dies erleichtert Investoren die Bewertung ihres Engagements und schafft Vertrauen in die Struktur des Unternehmens.

Transparenz ist ein entscheidender Faktor bei der Due Diligence-Prüfung durch potenzielle Investoren und trägt dazu bei, fundierte Entscheidungen über Beteiligungen treffen zu können.

Flexibilität bei der Exit-Strategie

Investoren haben oft mehr Flexibilität bei der Veräußerung ihrer Anteile an einer SPV im Vergleich zur Beteiligung am Gesamtunternehmen.

Diese Flexibilität kann besonders attraktiv sein für Investoren mit spezifischen Zeithorizonten oder Renditezielen.

Fazit: Projektgesellschaften als strategisches Instrumen

Projektgesellschaften bzw. SPVs sind ein bewährtes Mittel zur Strukturierung von Startups – sei es zur Risikobegrenzung, zur gezielten Ansprache von Investoren oder zur steuerlichen Optimierung. Trotz der damit verbundenen Herausforderungen bieten sie erhebliche Vorteile sowohl für Gründer als auch für Kapitalgeber.

Als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt im Gesellschaftsrecht unterstütze ich Startups bei der rechtssicheren Gründung und Verwaltung von SPVs sowie bei der Gestaltung steuerlich optimierter Strukturen wie Organschaften. Eine sorgfältige Planung ist dabei unerlässlich, um sowohl wirtschaftliche als auch rechtliche Risiken frühzeitig zu minimieren – denn nur so können innovative Projekte erfolgreich umgesetzt werden!

Durch maßgeschneiderte Beratung helfe ich dabei sicherzustellen, dass alle rechtlichen Rahmenbedingungen optimal genutzt werden können – sei es durch effiziente Vertragsgestaltung oder durch umfassende Compliance-Lösungen –, um das volle Potenzial Ihrer unternehmerischen Vision auszuschöpfen.

Marian Härtel
Author: Marian Härtel

Marian Härtel ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht mit einer über 25-jährigen Erfahrung als Unternehmer und Berater in den Bereichen Games, E-Sport, Blockchain, SaaS und Künstliche Intelligenz. Seine Beratungsschwerpunkte umfassen neben dem IT-Recht insbesondere das Urheberrecht, Medienrecht sowie Wettbewerbsrecht. Er betreut schwerpunktmäßig Start-ups, Agenturen und Influencer, die er in strategischen Fragen, komplexen Vertragsangelegenheiten sowie bei Investitionsprojekten begleitet. Dabei zeichnet sich seine Beratung durch einen interdisziplinären Ansatz aus, der juristische Expertise und langjährige unternehmerische Erfahrung miteinander verbindet. Ziel seiner Tätigkeit ist stets, Mandanten praxisorientierte Lösungen anzubieten und rechtlich fundierte Unterstützung bei der Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle zu gewährleisten.

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