Einleitung: Die Rolle der Künstlichen Intelligenz
Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Befürworter der Künstlichen Intelligenz bin und fest davon überzeugt bin, dass sie eine bedeutende Rolle in unserer Zukunft spielen wird. Als jemand, der täglich mit KI arbeitet, sehe ich ihre Potenziale und Möglichkeiten. Ich erlebe, wie sie Prozesse automatisiert, Daten analysiert und mir dabei hilft, effizienter und präziser zu arbeiten. Doch in letzter Zeit häufen sich die Diskussionen darüber, ob KI eine Bedrohung für Rechtsanwälte darstellt und ob sie uns eines Tages ersetzen könnte. Es gibt Befürchtungen, dass KI die menschliche Intuition und Erfahrung, die in der Rechtsberatung so wichtig sind, überflüssig machen könnte. Es gibt auch Bedenken, dass KI die persönliche Beziehung zwischen Anwalt und Mandant, die oft entscheidend für den Erfolg eines Falles ist, ersetzen könnte. Trotz dieser Bedenken ist meine Antwort darauf ein klares Nein. Ich glaube fest daran, dass KI ein Werkzeug ist, das uns unterstützt, aber nicht ersetzt.
Die Unersetzbarkeit der Anwaltlichen Beratung
Diese Einschätzung basiert nicht auf der aktuellen technischen Entwicklung der KI, sondern auf dem Verständnis der Rolle und der Aufgaben eines Rechtsanwalts. Die anwaltliche Beratung und die Erstellung von Verträgen, die zu meinem Hauptkern gehören, sind – zumindest aktuell – nicht durch KI ersetzbar. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Komplexität und Nuancen des Rechts nicht einfach in Algorithmen und Datenbanken eingefangen werden können.
Die anwaltliche Beratung ist mehr als nur die Bereitstellung von Informationen oder die Ausarbeitung von Verträgen. Sie beinhaltet auch Erfahrung, Strategie und menschliches Miteinander – Aspekte, die eine KI nicht bieten kann. Ein Anwalt bringt seine persönliche und berufliche Erfahrung in die Beratung ein, entwickelt Strategien basierend auf dem spezifischen Kontext des Mandanten und baut eine Beziehung zu ihm auf, die auf Vertrauen und Verständnis basiert. Diese Beziehung ermöglicht es dem Anwalt, die einzigartigen Bedürfnisse und Ziele des Mandanten zu verstehen und entsprechend zu handeln. Darüber hinaus ermöglicht die menschliche Interaktion in der anwaltlichen Beratung eine tiefere und umfassendere Analyse von Rechtsfragen, die eine KI nicht leisten kann. Schließlich ist es die Fähigkeit eines Anwalts, Empathie zu zeigen und auf die emotionalen Bedürfnisse des Mandanten einzugehen, die ihn unersetzlich macht.
Die Grenzen der Künstlichen Intelligenz
In den letzten 20 Jahren haben wir gesehen, dass Mandanten trotz der Verfügbarkeit von Informationen im Internet ihre Rechtsprobleme nicht selbst lösen konnten. Ebenso wenig sind Rechtsanwälte durch kostenlose Vertragsmuster oder Vertragsgeneratoren arbeitslos geworden. Warum? Weil die Lösung von Rechtsproblemen und die Erstellung von Verträgen mehr erfordern als nur den Zugang zu Informationen oder Vorlagen. Sie erfordern ein tiefes Verständnis des Rechts, eine sorgfältige Analyse der spezifischen Situation und eine strategische Planung – Fähigkeiten, die eine KI nicht besitzt.
Ein Mandant, der nicht weiß, welches Problem er hat, wie er verhandeln, reden oder strategisch vorgehen muss, wird auch einer KI nicht die richtigen Fragen stellen können. Selbst wenn die KI in der Lage ist, Verträge zu generieren, wird ohne die richtige Anleitung und das richtige Verständnis am Ende nicht der passende Vertrag entstehen. Es ist, als würde man versuchen, ein Puzzle zu lösen, ohne das Bild auf der Schachtel zu kennen – man hat alle Teile, aber man weiß nicht, wie sie zusammenpassen.
Dies erinnert mich an einen Witz, den ein Kollege vor vielen Jahren gemacht hat. Er hatte ein Poster in seinem Büro aufgehängt, auf dem stand: “Wer vor der Erstberatung gegoogelt hat, soll die Zweitberatung bei Bing anfordern.” Dies unterstreicht humorvoll die Tatsache, dass das bloße Sammeln von Informationen, ob durch Google, Bing oder eine KI, kein Ersatz für die professionelle Rechtsberatung ist. Es ist die menschliche Fähigkeit, Informationen zu interpretieren, Zusammenhänge zu erkennen und Strategien zu entwickeln, die den Unterschied macht.
Die Stärke und Schwäche der KI
Die Stärke einer KI, insbesondere eines Legal Tech Modells (LLM), liegt in ihrer Fähigkeit, große Mengen an Daten zu verarbeiten und Muster zu erkennen. Sie kann Informationen schnell und präzise analysieren und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Sie kann komplexe Algorithmen verwenden, um Vorhersagen zu treffen und Muster in Daten zu erkennen, die für das menschliche Auge unsichtbar wären. Doch genau diese Stärke ist auch ihre Schwäche.
Die Inhalte eines LLM werden mathematisch berechnet. Sie basieren nicht auf Erfahrung, sind nicht auf eine besondere Situation angepasst und können keine Aspekte berücksichtigen, die derjenige, der die KI nutzt, nicht vorgegeben oder gefragt hat. Eine KI kann nur so gut sein wie die Daten, die sie erhält, und die Anweisungen, die sie bekommt. Sie kann nicht über den Tellerrand hinausblicken oder kreative Lösungen finden. Sie kann nicht intuitiv handeln oder auf unvorhergesehene Umstände reagieren. Sie ist auf die Daten und Anweisungen angewiesen, die sie erhält, und kann nicht darüber hinausgehen.
Darüber hinaus kann eine KI, egal wie fortschrittlich sie ist, nicht die menschliche Komponente der Rechtsberatung ersetzen. Sie kann nicht die Emotionen eines Mandanten verstehen, Empathie zeigen oder eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Sie kann nicht die Nuancen und Feinheiten des menschlichen Verhaltens und der menschlichen Kommunikation verstehen, die oft entscheidend für den Erfolg eines Falles sind.
Die Zukunft: Eine Partnerschaft zwischen Rechtsanwälten und KI
Das bedeutet jedoch nicht, dass KI in der Rechtsbranche keinen Platz hat. Im Gegenteil, KI kann uns dabei helfen, effizienter zu arbeiten, indem sie Routineaufgaben automatisiert und uns dabei unterstützt, relevante Informationen schneller zu finden. Aber sie wird uns nicht ersetzen.
In der Zukunft sehe ich eine Partnerschaft zwischen Rechtsanwälten und KI, in der jeder seine Stärken einbringt. KI wird uns dabei helfen, unsere Arbeit besser zu machen, aber sie wird uns nicht ersetzen. Denn am Ende des Tages ist es die menschliche Beratung, das Verständnis und die Erfahrung, die den Unterschied machen.
Schlussfolgerung: Der unersetzliche Wert des menschlichen Faktors
Die Rolle eines Rechtsanwalts ist nicht nur die eines Informationsvermittlers, sondern auch die eines Beraters, Strategen und Verhandlungsführers. Wir bringen unsere Erfahrung, unser Fachwissen und unser Verständnis für die individuellen Bedürfnisse unserer Mandanten ein. Diese menschlichen Qualitäten können von einer KI nicht reproduziert werden.
Die KI kann uns bei unserer Arbeit unterstützen, sie kann uns helfen, effizienter und präziser zu sein. Aber sie kann uns nicht ersetzen. Denn am Ende des Tages ist es der menschliche Faktor, der den Unterschied macht. Es ist das Verständnis, die Erfahrung und das Einfühlungsvermögen, das uns als Rechtsanwälte auszeichnet und uns unersetzlich macht.