Marian Härtel
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Das Kaufmännische Bestätigungsschreiben: Ein Instrument im Influencer Marketing?

Einleitung: Das KBS im Kontext des Influencer Marketings

Das kaufmännische Bestätigungsschreiben (KBS) ist ein traditionelles Instrument im Handelsrecht, das in der modernen Welt des Influencer Marketings eine besondere Bedeutung erlangen könnte. In einer Branche, in der Geschäftsbeziehungen oft durch informelle Absprachen gekennzeichnet sind, bietet das KBS eine Möglichkeit, Rechtssicherheit und Klarheit zu schaffen. Dieses Schreiben, das eine Ausnahme zum Grundsatz darstellt, dass Schweigen im Rechtsverkehr keine Zustimmung bedeutet, kann unter bestimmten Voraussetzungen als verbindliche Bestätigung einer mündlichen Vereinbarung dienen.

In der dynamischen und oft schnelllebigen Welt des Influencer Marketings, wo Vereinbarungen häufig in informellen Settings oder über digitale Kommunikationskanäle getroffen werden, kann das KBS eine entscheidende Rolle spielen. Es ermöglicht den beteiligten Parteien, eine schriftliche Bestätigung über getroffene Absprachen zu erhalten, die sonst möglicherweise unklar oder strittig bleiben könnten. Insbesondere in Fällen, in denen es um wichtige Details wie Vergütung, Urheberrechte, Veröffentlichungsfristen oder spezifische Leistungsanforderungen geht, kann ein KBS dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und die Einhaltung der Vereinbarungen zu gewährleisten.

Für das KBS gilt, dass es zeitnah nach der mündlichen Vereinbarung versendet werden sollte und die wesentlichen Inhalte der Absprache klar und deutlich wiedergibt. Die Empfänger des KBS sind dann gehalten, bei Abweichungen von ihrer eigenen Auffassung unverzüglich zu widersprechen. Schweigen auf ein solches Schreiben kann im Handelsverkehr als Zustimmung zu den darin festgehaltenen Bedingungen gewertet werden, was eine erhebliche rechtliche Bindungswirkung entfalten kann.

Angesichts der zunehmenden Professionalisierung im Bereich des Influencer Marketings und der Notwendigkeit, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl Influencer als auch Unternehmen schützen, könnte das KBS ein effektives Werkzeug sein, um die Rechtssicherheit in dieser Branche zu erhöhen. Es fördert Transparenz und Verbindlichkeit in Geschäftsbeziehungen, die sonst durch ihre Informalität und Schnelllebigkeit gekennzeichnet sind.

Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen

Die Anwendung des KBS setzt voraus, dass bestimmte rechtliche Bedingungen erfüllt sind. Der persönliche Anwendungsbereich ist der erste entscheidende Punkt. Hierbei geht es darum, dass die Grundsätze des KBS für Absender und Empfänger gelten, die einen Beitrag zur Rechtssicherheit leisten können. Dies umfasst in der Regel Kaufleute, aber auch andere Personen, die wie ein Kaufmann am Rechtsverkehr teilnehmen. Die zweite Voraussetzung sind Vertragsverhandlungen mit einem Klarstellungsbedürfnis. Das bedeutet, dass zwischen den Parteien Verhandlungen stattgefunden haben müssen, die aufgrund ihrer Form – beispielsweise mündlich oder fernmündlich – einer Klarstellung bedürfen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unterscheidung zwischen einem echten KBS und einer bloßen Auftragsbestätigung. Ein echtes KBS nimmt Bezug auf einen (vermeintlich) geschlossenen Vertrag, während eine Auftragsbestätigung lediglich die Annahme eines Angebots darstellt. Zudem muss das Schreiben den wesentlichen Inhalt der Vertragsverhandlungen wiedergeben und dem Empfänger kurz nach den Verhandlungen zugehen. Eine Widerspruchsfrist von 2-5 Tagen nach Zugang des Schreibens ist ebenfalls zu beachten. Schließlich darf der Absender keine treuwidrigen Verfälschungen vornehmen.

Herausforderungen und Anwendbarkeit im Influencer Marketing

Die Anwendung des KBS im Influencer Marketing wirft spezifische Herausforderungen auf. Eine zentrale Frage ist, ob Influencer als Kaufleute im Sinne des HGB angesehen werden können. Viele Influencer erfüllen nicht die klassischen Kriterien eines Kaufmanns nach § 1 HGB, was ihre Einordnung in diesem Kontext erschwert. Diese Problematik ähnelt der Diskussion, die hier auf dem Blog bereits im Zusammenhang mit Gerichtsstandsvereinbarungen bei Influencern geführt wurde. Darüber hinaus erfordert die Anwendung des KBS ein gewisses Maß an rechtlichem Verständnis und Professionalität, das nicht immer bei allen Beteiligten im Influencer Marketing gegeben ist. Die schnelle Reaktionszeit für einen Widerspruch und die Notwendigkeit, die Bedeutung eines solchen Schreibens vollständig zu verstehen, können weitere Herausforderungen darstellen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das KBS ein potenziell nützliches Instrument im Influencer Marketing sein kann, um informelle Absprachen zu formalisieren und rechtlich abzusichern. Es bietet Vorteile wie Rechtssicherheit und Effizienz, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf das Verständnis und die Reaktionsfähigkeit der Beteiligten sowie die rechtliche Einordnung der Influencer als Kaufleute. Influencer und Werbekunden sollten sich der Bedeutung und der rechtlichen Tragweite eines solchen Schreibens bewusst sein und gegebenenfalls rechtlichen Rat einholen, um ihre Interessen zu wahren. In einer Branche, die sich durch schnelle Entwicklungen und flexible Geschäftsmodelle auszeichnet, könnte das KBS ein wertvolles Werkzeug sein, um die rechtliche Grundlage für Kooperationen zu stärken und Unsicherheiten zu minimieren. Es ist jedoch wichtig, dass beide Parteien – sowohl Influencer als auch Werbekunden – die rechtlichen Implikationen und Anforderungen eines KBS verstehen und respektieren. Dadurch kann eine solide Basis für erfolgreiche und rechtssichere Geschäftsbeziehungen im dynamischen Umfeld des Influencer Marketings geschaffen werden.

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Marian Härtel

Marian Härtel ist Rechtsanwalt und Unternehmer mit den Schwerpunkten Urheberrecht, Wettbewerbsrecht und IT/IP Recht und einen Fokus auf Games, Esport, Medien und Blockchain.

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