Als Influencer-Agentur stehen Sie täglich vor der Herausforderung, die Interessen Ihrer Klienten bestmöglich zu vertreten und gleichzeitig für alle Beteiligten gewinnbringende Kooperationen zu vermitteln. Doch gerade bei der Vertretung mehrerer Parteien kann man schnell in ein rechtliches Minenfeld geraten – insbesondere, wenn es um das Thema Doppelvertretung geht. In diesem Blogpost möchte ich beleuchten, was es mit der Doppelvertretung auf sich hat, welche Gefahren sie birgt und wie Sie als Agentur damit umgehen können. Denn eines ist klar: Nur wer die rechtlichen Spielregeln kennt und beachtet, kann langfristig erfolgreich sein und das Vertrauen seiner Klienten gewinnen. Als Rechtsanwalt mit langjähriger Erfahrung im Bereich des Influencer-Marketings weiß ich, worauf es ankommt und möchte Ihnen wertvolle Tipps an die Hand geben, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf das Thema Doppelvertretung werfen und herausfinden, wie Sie als Agentur damit umgehen können.
Was versteht man unter Doppelvertretung?
Doppelvertretung – das klingt zunächst einmal harmlos, kann aber weitreichende Konsequenzen haben. Doch was genau versteht man eigentlich unter diesem Begriff? Von Doppelvertretung spricht man, wenn eine Agentur sowohl die Interessen des Influencers als auch die des Unternehmens vertritt. Das mag im ersten Moment verlockend erscheinen – schließlich hat man so alle Fäden in der Hand und kann die Zusammenarbeit optimal gestalten. Doch Vorsicht: Schnell können Sie sich hier in einem Interessenkonflikt wiederfinden. Denn als Doppelvertreter stehen Sie vor der schier unlösbaren Aufgabe, für beide Seiten die bestmöglichen Konditionen auszuhandeln. In der Praxis führt das oft dazu, dass eine Partei bevorzugt wird – und die andere sich benachteiligt fühlt. Es entsteht Unzufriedenheit, Misstrauen wächst und am Ende steht womöglich sogar die Geschäftsbeziehung auf dem Spiel. Als Agentur sollten Sie daher von Anfang an klarstellen, wen Sie vertreten und in wessen Interesse Sie handeln. Nur so schaffen Sie eine solide Vertrauensbasis und vermeiden böse Überraschungen. Natürlich müssen Sie gleichzeitig in der Lage sein, mit allen Beteiligten zu kommunizieren und deren Bedürfnisse zu verstehen. Aber Achtung: Kommunikation ist nicht gleich Interessenvertretung! Hier gilt es, eine klare Grenze zu ziehen.^
Doppelvertretung im Maklerrecht – ein Vergleich
Werfen wir einen Blick in das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), genauer gesagt in § 654. Hier ist die Doppelvertretung bei Maklern geregelt – und die Vorgaben sind eindeutig: Handelt ein Makler vertragswidrig für beide Seiten, verliert er seinen Anspruch auf Lohn und Aufwendungsersatz. Der Gesetzgeber möchte damit sicherstellen, dass Makler stets unabhängig und im Interesse ihrer Klienten agieren. Eine Doppeltätigkeit ist nur dann zulässig, wenn der Maklervertrag dies ausdrücklich erlaubt. Andernfalls liegt eine unzulässige Doppelvertretung vor – mit allen Konsequenzen. Makler müssen also genau aufpassen, wen sie vertreten und in wessen Interesse sie tätig werden. Und sie müssen dies auch klar kommunizieren, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Gleichzeitig ist es aber auch ihre Aufgabe, mit allen Parteien im Gespräch zu bleiben und deren Wünsche und Vorstellungen in Erfahrung zu bringen. Nur so können sie am Ende erfolgreich vermitteln. Es ist ein schmaler Grat zwischen Kommunikation und Interessenvertretung – und jeder Makler muss ihn täglich aufs Neue meistern.
Doppelvertretung bei Influencer-Agenturen – das sollten Sie beachten
Auch wenn Influencer-Agenturen nicht eins zu eins mit Maklern gleichzusetzen sind, lassen sich doch viele Parallelen ziehen. Schließlich geht es in beiden Fällen darum, Verträge zwischen zwei Parteien zu vermitteln und dabei die Interessen der eigenen Klienten zu wahren. Agiert eine Influencer-Agentur als Doppelvertreter, bewegt sie sich auf rechtlich dünnem Eis. Insbesondere, wenn sie für beide Seiten vermittelnd tätig wird, sind Interessenkonflikte praktisch vorprogrammiert. Daher mein dringender Rat: Legen Sie von Anfang an offen, wen Sie vertreten und für wen Sie Partei ergreifen. Nur so können Sie Vertrauen schaffen und die Zusammenarbeit auf ein solides Fundament stellen. Natürlich gehört es auch zu Ihren Aufgaben, mit Influencern und Unternehmen gleichermaßen zu sprechen und deren Bedürfnisse zu verstehen. Aber verwechseln Sie Kommunikation nicht mit Interessenvertretung! Machen Sie deutlich, dass Sie zwar ein offenes Ohr für alle haben, am Ende aber nur Ihren Klienten verpflichtet sind. Das mag manchmal unbequem sein, ist aber der einzige Weg, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden und langfristig erfolgreich zu sein.
Unzulässige Doppelvertretung – welche Folgen drohen?
Hand aufs Herz: Eine unzulässige Doppelvertretung mag verlockend erscheinen, verspricht sie doch scheinbar volle Kontrolle über die Zusammenarbeit. Doch die Folgen können verheerend sein. Da wäre zunächst die Nichtigkeit des Vertrags. Analog zum Maklerrecht könnte ein Vertrag, der unter Missachtung des Doppelvertretungsverbots geschlossen wurde, von Anfang an unwirksam sein. Die Folge: Es ist, als hätte es den Vertrag nie gegeben – mit allen Konsequenzen. Darüber hinaus drohen Schadensersatzansprüche, wenn einer Partei durch die unzulässige Doppelvertretung ein Schaden entsteht. Wenn etwa ein Unternehmen im Vertrauen auf den Vertrag Investitionen tätigt, die sich später als nutzlos erweisen, kann es die Agentur haftbar machen. Und schließlich ist da noch die Gefahr einer nachhaltigen Rufschädigung. Wer möchte schon mit einer Agentur zusammenarbeiten, die für unzulässige Doppelvertretungen bekannt ist? Influencer und Unternehmen werden sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie mit Ihnen ins Geschäft kommen wollen. Es liegt also in Ihrem ureigenen Interesse, das Thema Doppelvertretung ernst zu nehmen und alles dafür zu tun, Interessenkonflikte zu vermeiden.
Mein Fazit: Klare Grenzen sind der Schlüssel zum Erfolg
Die rechtliche Lage rund um die Doppelvertretung bei Influencer-Agenturen mag noch nicht in allen Einzelheiten geklärt sein. Eines ist jedoch sicher: Als Agentur sind Sie gut beraten, klare Grenzen zu ziehen und sich auf die Vertretung einer Partei zu beschränken. Nur so vermeiden Sie Interessenkonflikte und bewegen sich auf rechtlich sicherem Terrain. Transparenz ist dabei das A und O – sowohl in der Kommunikation mit Ihren Klienten als auch in der Vertragsgestaltung. Scheuen Sie sich nicht, auch unbequeme Themen offen anzusprechen und klare Verhältnisse zu schaffen. Natürlich müssen Sie gleichzeitig in der Lage sein, mit allen Beteiligten zu kommunizieren und deren Anliegen zu verstehen. Aber ziehen Sie hier eine klare Linie: Kommunikation ist nicht gleich Interessenvertretung! Nur wenn Sie diese Grenze wahren, können Sie langfristig erfolgreich sein und das Vertrauen Ihrer Klienten gewinnen. Sollten Sie unsicher sein, wie Sie im konkreten Fall vorgehen sollen, scheuen Sie sich nicht, anwaltlichen Rat einzuholen. Denn nur wenn Sie die rechtlichen Spielregeln kennen und beachten, können Sie sich voll und ganz auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren: Die Vermittlung gewinnbringender Kooperationen zwischen Influencern und Unternehmen.