Dieser Post ist explizit ein Kommentar und zwar zu den aktuelle Neuigkeiten dass der bisherige Präsident des Esportbund Deutschland, Hans Jagnow, Vice President der ESL Pro League. Dabei möchte ich klar stellen, dass ich jedem Menschen, und somit natürlich auch Hans Jagnow, sein persönlichen Glück wünsche. Rein persönlich und finanzielle kann ich es sogar nachvollziehen. Bin ich doch auch ein kommerziell ausgerichteter Mensch. Für den deutschen Esport ist es aber wohl eine schlechte Nachricht.
Der Grund dafür ist einfach. Der ESBD hat sich immer versucht als “Saubermann” darzustellen, der nur und hauptsächlich die Interessen des ehrenamtlichen Sports unterstützt und diesen fördern will. Sogar nach der Satzung des ESBD und der Mitgliederstruktur war die Kommerzialisierung des Esports nur am Rand gewünscht.
Dass nun der gleich zwei Vorstandsmitglieder vorzeitig ihre Posten räumen und der Präsident zu einem kommerziellen Anbieter wechselt ist aus mehren Gründen verwunderlich:
- Man hat zumindest immer indirekt die “Machenschaften” des DOSB kritisiert und als Argumente für die eigene Position genommen.
- Man ist zusammen mit Ralf Reichert von der ESL sogar im Bundestag aufgetreten, hat stets so getan, als ob es nur um höhere Ziele geht.
- Man hat Events zusammen mit der ESL organisiert und der ESBD hat sich von der ESL somit “sponsern” lassen
- Hans Jagnow hat bei seiner Ankündigung des Austritts angegeben, dass er sich mehr auf Gesundheit und Privates konzentrieren möchte.
Dies führt meiner bescheidenden Meinung nach dazu, dass die Glaubwürdigkeit des ESBD und alle Aussagen, die Hans Jagnow in den letzten Jahren getätigt hat, als sehr fragwürdig anzusehen sind. Seine Aussagen sind jedenfalls sehr seltsam angesichts des Wechsels. Ähnliches würde man wohl sagen, wenn der DFB-Präsident einen gute bezahlten Posten bei der DFL annehmen würde. Im Gamesbereich wäre es vielleicht vergleichbar, wenn der games-Geschäftsführer zurücktreten und gleich darauf eine führende Position bei Electronic Arts Deutschland annehmen würde.
Auch wenn ich, wie oben dargestellt, Hans Jagnow als Mensch alles Gute wünsche, so kommen mir die Art und Weise und der Zeitablauf sehr problematisch vor. Warum Hans Jagnow einen derartigen, ich finde sogar etwas unwürdigen, Abgang gewählt hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Ich würde daher sogar sagen, mit der Ankündigung dieser Personalie ist der ESBD “tot”. Nicht nur fehlen, zumindest ohne Interna zu kennen, geeignete Nachfolger für den Vorstand. Vor allem aber ist die Glaubwürdigkeit in meinen Augen nun vollends zerstört. Jedenfalls geht es mir so. Das kann man natürlich aber anders sehen. Die Vorgänge dürften aber starke Argumente für die Gegner der Anerkennungsdebatte liefern, so dass der Job eines Nachfolgers, wenn an der Strategien und den Strukturen nichts geändert wird, sich sehr schwer werden wird.
Ich denke, die ESBD Mitglieder sind nun gut geraten, die gesamte ESBD-Struktur zu überdenken. Es braucht wohl neue Köpfe, neue Ansätze, neue Strukturen. Eventuell kann auch hier der game-Verband der Gamesindustrie mti seiner Fusions-Geschichte Vorbild sein und ein “neuer” ESBD kann gemeinnützigen Esport und kommerziellen Esport miteinander verbinden. Dazu müssen aber auch die Strukturen und Ansätze des ESBD angepasst werden, Gehälter für Funktionsträger gezahlt werden und einiges weiteres geändert werden. Für den Esport in Deutschland hoffe ich es, dass die tragenden Persönlichkeiten hinter dem ESBD, die sich bisher mit teils großer Zeitaufopferung persönlich für den Esport engagiert haben, eine Möglichkeit finden, den ESBD als Institution zu “retten” und dabei vielleicht auch Dinge wie die Förderung und juristische Gleichberechtigung des Esport voranbringen können. Jetzt ist vielleicht sogar die Chance da, den ESBD und die Gedanken hinter der Förderung des deutschen und europäischen Esports, mit neuen Köpfen und frischen Ideen, auf neue Füße zu stellen! Es dürfte aber viel Zeit kosten und viel Arbeit bedeuten.
Nichts desto trotz: Viel Glück bei den neuen Aufgaben, Hans Jagnow!