Oft schreibe ich hier im Blog dazu, für wie wichtig ich es halte, dass bestimmte Branche an ihrer Professionalisierung arbeiten und mehr mit Verträgen arbeiten. Seien es Streamer, Influencer oder Esport-Teams. In aller Regel bringt dies nicht nur mehr Geld, vor allem bringt es aber mehr Sicherheit. Denn für viele Marktteilnehmer sind Verträge durchaus etwas Bindendes und es führt zu weniger Streit.
Im Prinzip geht dies schon auf den großen Meister Cicereo zurück, der einst in “De Officiis” schrieb:
Fundamentum autem est iustitiae fides, id est dictorum conventorumque constantia et veritas.
Dies bedeutet übersetzt so viel wie
Die Grundlage der Gerechtigkeit aber ist die Treue, d.h. das aufrichtige Stehen zu Zusagen und Übereinkünften.
Dies passt zu einer Aussage meines einstigen Zivilrechtprofessor an der Uni: “Verträge sind zum Vertragen da.” Auch wenn sich Vertrag natürlich auch aus dem Lateinischen herleitet, existiert das Wort als Substantiv zum mittelhochdeutschen Verb sich vertragen und belegt seit dem 14. Jahrhundert belegt.
Und in der Tat kann ich sagen, dass meine über 10-jährige Erfahrung als Rechtsanwalt, mit einem Schwerpunkt auf Vertragsgestaltung und Vertragsverhandlung ganz eindeutig aufzeigt, dass Leute sich weniger streiten, wenn es Verträge gibt. Allerdings muss man dazu sagen, dass dies gerade nur dann gilt, wenn Verträge auch professionell gestaltet werden. Gerade das Problem, dass viele Verträge als AGB zu werten sind, überfordert oft die gestalterischen Fähigkeiten von Unternehmern oder Selbständigen.
Und, ich bin einmal ehrlich. Auch wenn ein Rechtsanwalt Geld kostet, schließlich muss ich auch von etwas meine Rechnungen zahlen, man sollte nie unterschätzen, wie wichtig professionelle Vertragsgestaltung auch für das eigene Selbstverständnis als Unternehmer/Selbstständiger ist. Geht man beispielsweise von Streamers oder Esport-Teams aus, so ist meine Erfahrung, dass Sponsoren und/oder Investoren viel aufgeschlossener reagieren und bereitwilliger langfristigere und höher dotierte Verträge eingehen, je professioneller die Sponsoring- und/oder die Spielerverträge sind.
Und auch IT-Dienstleister oder Softwareentwickler sollten nicht unterschätzen, wie wichtig ein professioneller Eindruck bei Kunden sein kann. Oft verringert ein gut gemachter Vertrag nicht nur das Risiko von Zahlungsausfällen und sichert, beispielsweise durch eine vollständige Darstellung der genauen Leistungen und Regelungen bei Mängeln, die Selbstständig als solche. Ein professioneller Umgang sorgt auch oft dafür, dass Folgeverträge viel bereitwilliger eingegangen werden.